Immobilie kaufen oder mieten?

06.04.2022, 11:02
Dies ist von verschiedenen Faktoren abhängig.

Ist das Geld beim Anmieten einer Immobilie einfach futsch? Hat Mieten auch Vorteile?

Nun, das Wohnen zur Miete ist unkompliziert. Gibt es etwa Schäden in der Wohnung so ist die Frage der Kostentragung schnell geklärt. In den meisten Fällen kostet das den Mietenden einen Anruf bei der Hausverwaltung. Für die Reparatur bezahlen muss man nicht, es sei denn der Schaden ist auf ein Verschulden des Mieters zurück zu führen. Sollte die Reparatur nicht zufrieden stellend sein bleibt die Möglichkeit einer Mietzinsminderung oder als letzte Konsequenz immer noch der Umzug. 

Im Gegensatz zu Wohnungseigentümern kümmern Mieter weder die kaputten Fenster noch der modrige Balkon der Nachbarn noch Gedanken an die Rücklage, aus der derartige Schäden bezahlt werden. Sie haben auch keinen Kredit, der die nächsten Jahrzehnte abzubezahlen ist.

Eigentum zu kaufen ist nahezu unleistbar geworden. Seit Beginn der Pandemie geht die Preisspirale weiter nach oben. Betongold gilt besonders in Krisenzeiten als sicheres Investment. Künftig müssen Kreditanwärter 20 Prozent des Gesamtkaufpreises an Eigenkapital mitbringen. Das macht es noch schwieriger, an das nötige Kapital für die Immobilieninvestition zu kommen. Zum finanziellen gesellt sich auch ein psychischer Druck, denn der Kredit will dann monatlich bedient werden, unabhängig von Jobverlust, Trennung und dergleichen.

 

Warum sollte ich Miete zahlen, wenn ich mit der gleichen Summe auch einen Kredit zurückzahlen könnte und danach sogar Eigenheimbesitzer bin?

Bei einer Eigentumswohnung oder einem Haus im Eigentum, das man selbst dauerhaft bewohnen will, ist der Kaufpreis ein wichtiger Punkt, die Wertentwicklung nach dem Kauf aber zweitrangig. Eigentum ist einerseits eine gute Altersvorsorge, andererseits auch eine Vorsorge gegen Mietpreissteigerungen. In der Pension nur noch Betriebskosten zu zahlen erleichtert das Leben sehr.

Wer kaufen will, hat stets das Gefühl, zu spät dran zu sein. Die Preisentwicklung ist nur schwer vorauszusagen. Die Zinsen steigen aktuell wieder,  Anleger werden sich daher künftig aus dem sogenannten Betongold zurück ziehen. Die Banken werden bei den Krediten strenger, dies wird sich drosselnd auf die Nachfrage auswirken. Ein Immobilienkauf sollte grundsätzlich immer gut überlegt, nicht überstürzt, getätigt werden.

Der Erwerb einer Eigentumsimmobilie hat auch entscheidende Nachteile.

Zu berücksichtigen sind jedenfalls die hohen Nebenkosten, welche im Schnitt um die 10% des Kaufpreises betragen (Grundbucheintragung, Notarkosten etc.), als auch die laufenden Kosten. Die Erhaltung einer Immobilie geht schnell ins Geld, dessen muss man sich als Käufer bewusst sein. Hinzu kommen die Kreditzinsen, die sich über die Jahre gesehen summieren! Die eigene Liquidität und somit die Möglichkeit zu investieren (zB in Fonds) sinkt. Da mit einer Wertsteigerung der Immobilie nicht fix gerechnet werden kann besteht die Möglichkeit, dass ein Mieter nach 30 Jahren wohl ein höheres Nettovermögen hat als ein Käufer.  

Je kürzer man eine gekaufte Immobilie hält, desto unattraktiver ist ein Kauf. Denn der Verkauf einer Eigentumswohnung bedeutet erneute Kosten und Arbeit, ebenso wie eine Vermietung. Die eigene Mobilität sinkt- Eigentümer ziehen seltener um als Mieter. Wer Eigentum erwirbt sollte sicher sein, dass er im Idealfall sehr lange an diesem Ort bleiben möchte, denn sonst hat man wirtschaftlich gesehen den größeren Schaden..

 

Kaufen oder mieten? Das kommt also ganz drauf an!

 

Quelle: Standard, Derstandard.at/ story, Julia Beirer, Martin Putschögl, 5.4.2022; Derstandard.at/ story, Bernadette Redl, 28.8.2020